Frage

Was sollte ich tun, wenn mein Kind mit einem Pro-Ana-Coach Kontakt hat?

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Antwort:

Kinder und Jugendliche, die unter einer Essstörung leiden, suchen oft Unterstützung von anderen. Es ist deshalb wichtig, Verständnis zu zeigen und ein Gespräch mit dem Kind zu führen. Handelt es sich um Cybergrooming, kann man mit den gesicherten Beweisen Anzeige erstatten.

Unter einer Essstörung zu leiden kann eine große Belastung für betroffene Personen sein. Gleichzeitig ist es nicht immer einfach, ein solches Thema im Freundes- oder Familienkreis anzusprechen. Häufig suchen sich Betroffene deswegen Unterstützung im Internet. Dort gibt es zahlreiche Blogs, Foren und Online-Communities, in denen sie sich zum Teil anonym austauschen können.

Dort finden Betroffene aber auch häufig Zuspruch: Nicht selten werden Essstörungen online verherrlicht oder auch verharmlost. Es finden sich Tipps, um abzunehmen oder sein Verhalten besser vor anderen zu verstecken. Oft finden sich auch Gruppen zusammen, die sich gemeinsam motivieren wollen, mehr Gewicht zu verlieren. Darunter gibt es auch sogenannte Pro-Ana-Coaches.

Diese selbsternannten Coaches wollen jungen Menschen angeblich dabei helfen, Gewicht zu verlieren. Häufig geht es ihnen dabei aber um ihre eigenen Interessen. Zum Beispiel lassen sich manche von ihnen regelmäßig Bilder von den Körpern der Betroffenen schicken. Dabei kann es sich auch um sehr anzügliche Bilder handeln.

Ist das Kind mit einem solchen Coach in Kontakt und wurde es sogar dazu aufgefordert, anzügliche oder leicht bekleidete Bilder von sich zu machen, kann man folgendes tun:

  • Das Gespräch suchen: Es ist wichtig, mit dem Kind zu sprechen und ihm zu erklären, warum der Kontakt zu solchen Coaches gefährlich sein kann. Einerseits kann es sich dabei um Fälle von Cybergrooming handeln. Andererseits kann ein solcher Kontakt und der Ansporn, immer mehr Gewicht zu verlieren auch viele körperliche Risiken mit sich bringen. Auch wenn das schwer sein kann, sollte man dabei ruhig und verständnisvoll bleiben. Die Situation ist auch für das Kind nicht einfach. Was es jetzt braucht, sind Trost und Unterstützung. Vorwürfe helfen hierbei nicht.
  • Sichere Beweise: Vor allem wenn das Kind häufig nach anzüglichen oder leicht bekleideten Bildern gefragt wurde, ist es ratsam, Chat-Verläufe, Informationen zur anderen Person und alle weiteren wichtigen Informationen festzuhalten. Das kann man beispielsweise mit Screenshots tun.
  • Kontakt abbrechen: Ein weiterer wichtiger Schritt ist es, den Kontakt zu dem Coach schnellstmöglich abzubrechen. Dafür sollte die Person überall dort blockiert werden, wo mit ihr geschrieben wurde. Es kann auch sinnvoll sein, alle Profile des Kindes auf privat zu stellen, um auch weitere Kontaktmöglichkeiten zu verringern. Wie man verschiedene Plattformen kindergerecht einstellen kann, findet sich bei Medien Kindersicher.
  • Anzeige erstatten: Hat man das Gefühl, es könnte sich hierbei um Cybergrooming handeln, ist es wichtig, seinen Fall entsprechend zur Anzeige zu bringen. Das kann entweder bei der Polizei selbst gemacht werden oder auch über unser Cybergrooming-Meldeformular.
  • Professionelle Hilfe suchen: Leidet das Kind unter einer Essstörung oder zeigt Anzeichen für weitere psychische Erkrankungen, wie beispielsweise eine Depression oder Suchterkrankung, ist es wichtig, sich professionelle Hilfe zu suchen. Eine Liste mit geeigneten Hilfsangeboten findet sich hier.
  • Trösten und Raum geben: Eine solche Situation ist für Betroffene nicht einfach. Gerade für Kinder und Jugendliche kann es sich anfühlen, als würden sie eine Freundschaft verlieren. Nicht immer ist ihnen bewusst, dass ein Coach oder Pro-Ana-Gruppen nicht ihr Bestes im Sinn haben. Es ist normal, dass es sich verletzt fühlt und Zeit braucht, um die Situation zu verarbeiten. Es ist also wichtig, sie dem Kind auch zu geben und dabei tröstend und unterstützend zur Seite zu stehen.

Es ist nicht immer einfach mit Menschen, die einem nahestehen, darüber zu sprechen, dass es einem nicht gut geht. Dann kann es helfen, Kindern oder Jugendlichen entsprechende Seelsorgeangebote mitzugeben, wie zum Beispiel die Nummer gegen Kummer, die Jugendnotmail oder auch den Krisenchat.

Ebenso wichtig ist es, dass Eltern auf sich achten und sich bei vertrauten Personen Unterstützung zu suchen. Seelsorgeangebote, die sie nutzen können, sind die Nummer gegen Kummer oder auch die Telefonseelsorge.

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Dir geht es nicht gut?

Wenn du das Gefühl hast, unter Selbstverletzung, Essstörungen, Depressionen, Sucht oder ähnlichen Problemen zu leiden, ist es wichtig und richtig, sich dabei Unterstützung zu suchen. Eine Liste mit verschiedenen Hilfs- und Seelsorgeangeboten, findest du hier. In akuten Situationen und Notfällen wende dich an die 112.

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