Das Erzählen schlimmer Schicksalsschläge, Weinen vor der Kamera, emotionale Zusammenbrüche – all das sind Formen von „Sadbaiting“. Dabei wenden sich Menschen bewusst mit traurigen und melancholischen Posts an ihr Publikum, um beispielsweise ihre körperlichen oder mentale Probleme zu thematisieren.
Eigentlich ist Traurigkeit ein Gefühl, das wir vermeiden möchten. Dennoch kommen düstere, traurige, zum Teil verstörende Posts bei vielen Menschen und bei den Algorithmen, die sie bedienen, gut an. Das liegt vor allem daran, dass viele Menschen ihre negativen Emotionen nicht öffentlich ausdrücken. Durch Sadbaiting-Inhalte entsteht eine Art voyeuristische Neugier bei den Zuschauenden. Außerdem dient der Konsum von Sadbaiting-Posts als Ventil für eigene Sorgen und Probleme, um sich mit Personen in ähnlicher Gefühlslage zu solidarisieren.
Insbesondere junge Menschen mit mentalen Problemen und einem verminderten Selbstwertgefühl neigen dazu, Sadbaiting zu betreiben. Dadurch erhoffen sie sich Aufmerksamkeit und Bestätigung, um den Mangel an sozialer Unterstützung in der realen Welt zu kompensieren. Sadbaiting kann auch für Marketingzwecke genutzt werden, um Produkte zu bewerben.
Sadbaiting wird häufig als eine psychologische Manipulationstechnik genutzt. Denn (vorgetäuschte) Emotionen dienen vor allem dazu, die Zahl der Aufrufe solcher Beiträge zu erhöhen. Dabei unterscheidet der Algorithmus nicht, ob die Zuschauenden die Manipulationstechnik durchschaut haben oder nicht. Was angeklickt wird, wird angeklickt – ob authentisch oder nicht.
Kritisch überprüfen: Es ist wichtig, genau zu checken, was hinter einem emotionalen Post steckt? Verkauft die Person ein Produkt? Gibt es Quellen für vermeintliche Fakten?
Emotionale Distanz bewahren: Auch wenn wir als Menschen empathische Wesen sind, sollten wir uns von emotionalen Inhalten auf Social Media bis zu einem gewissen Grad distanzieren. Ansonsten besteht die Gefahr, die negativen Emotionen aus dem digitalen Raum aufzunehmen und mit in das reale Leben zu tragen.
Als Elternteil kannst du deine Kinder fragen, ob sie solche Videos schon einmal gesehen haben und wie es Ihnen dabei ging. Ihr könnt gemeinsam schauen, ob mit dem Video ein bestimmtes Ziel erreicht werden soll und es sich vielleicht um ein Werbevideo handelt.
Als Lehrkraft kannst du mit deinen Schülerinnen und Schülern im Unterricht besprechen, welchen Social-Media-Inhalten sie folgen und ob sie häufig Videos sehen, in denen Menschen weinen. Die Themen Desinformation und Marketing lassen sich hier gut behandeln.
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