Frage

Was ist zu tun, wenn Kinder sich vom Internet überfordert fühlen?

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Antwort:

Das Internet hat viele Funktionen, die Menschen das Leben erleichtern. Ständige Erreichbarkeit oder auch belastende Inhalte können jedoch besonders Kinder und Jugendliche überfordern. Unterstützen kann man diese zum Beispiel durch Gespräche über Medienkompetenz oder technische Hilfsangebote.

Das Internet bietet eine Fülle von Angeboten, Inhalten, Möglichkeiten und Zeitvertreiben, die insbesondere Kinder und Jugendliche in ihrer Freizeit gerne nutzen. Von Informationsbeschaffung und (Schul-) Arbeit bis hin zu Kommunikationsmöglichkeiten, Spielen oder auch anderen Freizeitbeschäftigungen – das Internet bietet alles davon. Und das nicht zu knapp.

So viele Chancen und Möglichkeiten durch das Internet auch entstehen können, kann es umso mehr dazu führen, dass sich gerade junge Menschen, die einen gesunden Umgang mit digitalen Medien erst lernen müssen, zunehmend davon überfordert fühlen. Dabei gibt es einige Faktoren, die in eine solche Überforderung mit hineinspielen können. Und ebenso einige Möglichkeiten, Kinder und Jugendliche beim Umgang mit diesen zu unterstützen.

Fehlende Orientierung

Informationen, Neuigkeiten und Nachrichten sind längst nicht mehr nur in (Online-) Zeitungen oder auf den Webseiten von Nachrichtenanbietern zu finden. Auch in sozialen Medien stoßen wir immer wieder auf Nachrichten, Weltgeschehnisse und Katastrophen aller Art – ob wir das möchten oder nicht. Das kann auf Dauer überfordern und belasten. Darüber hinaus erschwert die Fülle von Inhalten zunehmend das Erkennen von faktisch korrekten Inhalten und Desinformation und begünstigt somit Unsicherheiten im Umgang mit Nachrichten. Das kann sich auf verschiedene Weise auf Menschen auswirken. Während einige zum quasi endlosen Scrollen durch negative Nachrichten und problematische Entwicklungen – dem sogenannten Doomscrolling – neigen, tendieren andere dazu, derartige Inhalte gänzlich zu vermeiden.

Doomscrolling dient oft dazu, negative Gefühle hinsichtlich einzelner Nachrichten oder Ereignisse bekämpfen zu wollen, indem man sich näher mit diesen auseinandersetzt. Oftmals erhoffen sich Menschen vom immer weiterführenden Scrollen, dass sie mit zunehmendem Wissen auch zunehmend beruhigt werden, indem sie die Situation besser einschätzen können. In der Regel führt das allerdings zum Gegenteil: Je mehr Inhalte zu Nachrichten, Probleme und negativen Geschehnissen konsumiert werden, desto negativer werden auch die eigenen Gefühle und Einschätzungen der Situation, was wiederum das Weiterscrollen begünstigen kann. Die meisten sozialen Medien haben darüber hinaus einen Feed, der nicht endet, sondern stattdessen immer weiter Beiträge zur Verfügung stellt. Doomscrolling kann so schnell zu einem Teufelskreis werden.

Nachrichten gänzlich aus dem Weg zu gehen ist hingegen eine Bewältigungsstrategie, die darauf abzielt, die unangenehmen Gefühle, Ängste und Sorgen, die mit dem Konsum derartiger Inhalte einhergehen, zu vermeiden. Das kann bei Gefühlen der Überforderung auch erst einmal helfen. Vermeidet man Nachrichten allerdings für eine lange Zeit, kann das zu einer zunehmenden Uninformiertheit der betroffenen Personen führen, was die korrekte Einschätzung von Informationen zunehmend erschweren und die Überforderung mit zum Teil wichtigen Informationen weiter steigern kann. Langfristig entwickelt sich so ein Teufelskreis der News Avoidance. Insgesamt fehlt in beiden Fällen häufig die nötige Orientierung: Wo finde ich verlässliche Quellen und wie erkenne ich sie? Welchen Informationen kann ich Glauben schenken? Und: Wie kann ich das alles eigentlich einordnen?

Ständige Erreichbarkeit

Das Smartphone macht es uns einfach, ununterbrochen online und erreichbar zu sein. Man ist quasi immer auf Abruf – für Familie sowie für Freundinnen und Freunde, manchmal sogar auch für Beruf, Ausbildung oder Studium. Mit der Möglichkeit, immer erreichbar zu sein steigt bei vielen Personen auch die Erwartung, immer erreichbar zu sein. Aber nicht immer hat man die zeitlichen oder emotionalen Ressourcen, um sich dessen so auszusetzen. Auch das kann auf Dauer anstrengend und überfordernd sein.

Gleichzeitig kann das Offline-sein ebenfalls mit Spannung einhergehen. Die Angst, wichtige oder lustige Geschehnisse, Inhalte oder Kommunikation zu verpassen, kann ein bedeutender Stressor sein und dazu verleiten, viel Zeit online zu verbringen. Das wird auch FOMO (fear of missing out, dt.: die Angst, etwas zu verpassen) genannt. Sowohl die Erwartung von anderen als auch das eigene Bedürfnis, ständig online zu sein, können somit zu einer Überforderung im Umgang mit dem Internet werden. Regelmäßige medienfreie Zeiten sind somit oftmals ein wichtiger Bestandteil einer gesunden Mediennutzung. Gerade unter diesen Gesichtspunkten kann das Einhalten dieser jedoch zur Herausforderung werden.

Belastende Inhalte

Soziale Medien zu nutzen und dort Inhalte zu posten ist mittlerweile spielend einfach und kann schnell innerhalb von ein paar wenigen Klicks erfolgen. Das macht sie zu einer großartigen Möglichkeit von Menschen, sich ohne großen Aufwand an Online-Trends, Diskursen oder Communities zu beteiligen. Gleichzeitig kann es passieren, dass Nutzende Inhalte hochladen, die nicht für soziale Medien bestimmt sind.

Gewaltvideos, harte Pornografie sowie Inhalte über Katastrophen, Krieg und Hass sind mittlerweile auch auf sozialen Medien vertreten und können, selbst wenn sie von den Plattformen gelöscht werden, noch immer andere Menschen, darunter auch Kinder und Jugendliche, erreichen. Derartige Inhalte können auf diese verstörend, traumatisierend oder sogar entwicklungsbeeinträchtigend wirken. Die Überforderung entsteht dann nicht nur in der Frage, wie man mit solchen Beiträgen korrekt umgehen kann, sondern auch in der emotionalen Verarbeitung dieser.

Im Umgang mit dem Internet unterstützen

Es gibt viele verschiedene Faktoren, die dazu führen können, dass sich insbesondere Kinder und Jugendliche vom Internet überfordert fühlen. Das kann zum Teil sehr individuell sein. Möchte man junge Menschen bei ihrem Umgang mit digitalen Medien unterstützen, ist es also wichtig, auch in den Dialog zu treten und ihnen den Raum zu geben, darüber zu sprechen, was sie bei diesem Thema beschäftigt und wobei sie sich Unterstützung wünschen.

Darüber hinaus können folgende Punkte relevant sein:

  • Einstellungen: Die richtigen Einstellungen am Smartphone oder Tablet können dabei helfen, den konstanten Fluss von Informationen zu reduzieren. Beispielsweise können Benachrichtigungen von Instagram, TikTok und Co. ausgestellt, Zeitlimits festgelegt und Messenger-Dienste stummgeschaltet werden. Das kann dabei helfen, sich bewusste Auszeiten von digitalen und sozialen Medien zu nehmen und weniger oft dazu verleitet zu werden, das Smartphone in die Hand zu nehmen, um nachzusehen, was hinter den Benachrichtigungen steckt.
  • Grundlagenwissen: Insbesondere bei Problemen wie Doomscrolling, News Avoidance oder auch dem Erkennen von Desinformation kann es helfen, über ein gewisses politisches und gesellschaftliches Wissen Grundwissen zu verfügen. Das kann dabei helfen, Nachrichten und Beiträge besser einschätzen zu können sowie die Einschätzung von Desinformation zu erleichtern. Vermittelt man Kindern und Jugendlichen ein solches Wissen auf eine ressourcenorientierte Art und Weise, kann das außerdem Gefühle der Ohnmacht und Hilflosigkeit in solchen Kontexten verringern. Beispielsweise kann je nach Thema auch im Schulunterricht oder AGs gemeinsam überlegt werden, was man selbst tun kann, um bei gesellschaftlichen Problemen zu helfen.
  • Kompetenzvermittlung: Um online sicher zu agieren und mit möglichen Gefühlen der Überforderung umgehen zu können, ist es wichtig, eine gewisse Sicherheit mit Online-Medien zu entwickeln. Dazu eignet sich eine kontinuierliche Vermittlung von Medienwissen und -fertigkeiten, die ein umfassendes Bewusstsein für wichtige Themen fördert, sowie Möglichkeiten der produktiven Nutzung an die Hand gibt. Auch mögliche Ansprechstellen und -personen innerhalb der pädagogischen Einrichtung, die bei Unsicherheiten aufgesucht werden können, können dabei helfen, Jugendliche bei Überforderung im Netz zu unterstützen.
  • Eine Balance finden: Auch wenn das manchmal schwierig oder belastend sein kann, ist es gerade für ältere Jugendliche wichtig, sich zunehmend selbst zu relevanten Themen zu informieren. Vermittelt werden kann dabei einerseits die Kompetenz, vertrauenswürdige Quellen sowie Desinformation erkennen zu können. Andererseits kann auch darüber gesprochen werden, wie man dabei eine Balance finden kann. Beispielsweise können Jugendliche feste Zeiten setzen, in denen sie sich zu derartigen Themen bei ein paar wenigen, vorher ausgewählten Nachrichtenanbietern informiert. Darüber hinaus sollte auf eine möglichst nachrichtenfreie Online-Umgebung geachtet werden, beispielsweise indem Accounts von Nachrichtendiensten oder auch von Influencer*innen, die über gesellschaftliche und politische Ereignisse berichten, entfolgt werden. Auch das Blockieren von bestimmten Hashtags kann dabei helfen.
  • Achtsamkeit vermitteln: Herauszufinden, was für einen selbst ‚gesunde Mediennutzung‘ bedeutet, ist nicht immer einfach und hängt oft damit zusammen, womit man sich selbst wohl fühlt und was einem gut tut. Achtsamkeit zu vermitteln und Jugendlichen Möglichkeiten an die Hand zu geben, ihren Konsum bewusst zu reflektieren, kann ihnen dabei helfen, eine gesunde Mediennutzung zu entwickeln.
  • Ressourcen nutzen: Eine kontinuierliche Medienkompetenzvermittlung ist umfangreich und kann unter Umständen eine Aufgabe sein, die Fachkräfte nicht nur viel Zeit kostet, sondern für diese auch überfordernd sein kann. Um Fachkräfte dabei zu unterstützen, bieten Webseiten wie beispielsweise Klicksafe oder das Internet-ABC viele verschiedene (Unterrichts-) Materialien und Lernmöglichkeiten, die dafür genutzt werden können. Für den Einbezug der Eltern und Erziehungsberechtigten, der insbesondere im Kontext Medienkompetenz relevant ist, können Bildungseinrichtungen in NRW über das Angebot Eltern und Medien kostenlose Elternabende zu bestimmten Medienthemen in Anspruch nehmen.

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