Unter dem englischen Begriff „grooming a child“ versteht man das Verführen eines Kindes. Cybergrooming bezeichnet das gezielte Ansprechen von Kindern im Internet, um sie in sexualisierte Gespräche zu verwickeln oder sie für entsprechende Handlungen zu missbrauchen. Meistens sind die Täterinnen und Täter erwachsen und geben sich als Kinder oder Jugendliche aus.

Im rechtlichen Sinne spricht man von Cybergrooming, wenn die betroffene Person unter 14 Jahre alt ist. Seit dem 1. Januar 2020 gilt: Cybergrooming ist nach § 176 StGB als besondere Begehungsform des sexuellen Missbrauchs von Kindern (unter 14 Jahren) strafbar.

Das bedeutet: Schon Handlungen, die eventuell zum Missbrauch eines Kindes führen könnten, stehen unter Strafe. Darunter fällt zum Beispiel bereits die Kontaktaufnahme, wenn sie mit der Absicht erfolgt, ein Kind zu sexuellen Handlungen zu bringen. Seit Januar 2020 ist bereits der Versuch strafbar, Kinder im Internet mit einer Missbrauchsabsicht anzuschreiben.

• Aufpassen bei neuen Kontakten: Unbekannten im Internet solltest du misstrauisch und vorsichtig begegnen: Du weißt nie, wer sich wirklich hinter einem Profil verbirgt! Sei besonders vorsichtig bei Personen, die sich als Fotografen oder Modelagenten ausgeben.
• Privatsphäre schützen: In deinem Profil und in Chats mit Fremden solltest du möglichst wenig über dein Privatleben verraten und sparsam mit Bildern und Videos umgehen. Achte auch auf Datenschutz- und Privatsphäre-Einstellungen: Nicht jeder im Internet sollte die Inhalte sehen können, die du mit Freundinnen und Freunden teilst. Auch deine Standortdaten sollten für fremde Personen nicht zu finden sein. Tipps und Anleitungen zu technischen Schutzmaßnahmen findet man bei Medien Kindersicher.
• Sprich mit einer Vertrauensperson: Wenn du in einer Situation bist oder warst, die du als unangenehm empfindest bzw. empfunden hast, sprich mit einer Person darüber, der du vertraust. Auch wenn du dir unsicher bist, ob sich jemand normal verhält, oder du ein ungutes Bauchgefühl hast, kann es helfen, mit jemandem über die Situation zu sprechen. Merke dir: Dich trifft keine Schuld, auch wenn dir das dein Chatpartner vielleicht einreden will!
• Sichere Beweise und blockiere den Kontakt: Niemand darf dich im Internet belästigen. Das ist strafbar. Wenn du Cybergrooming anzeigen möchtest, sind Beweise sehr wichtig. Sichere also Beweise (zum Beispiel Screenshots der belästigenden Nachrichten) und blockiere danach den Kontakt. Deine Eltern oder eine andere erwachsene Vertrauensperson können dich dabei unterstützen.

Die Täterinnen und Täter…

• möchten das Gespräch schnellstmöglich ins Private verlagern und die DMs, Privatchats oder auch WhatsApp nutzen.
• stellen dem Kind viele persönliche Fragen, aber geben nur wenig von sich selbst preis.
• haben auffällig viele Gemeinsamkeiten mit dem Kind, z.B. Alter, Hobbys, Wohnort etc.
• behaupten, Fotograf oder Model-Agent zu sein.
• möchten Videochatten, behaupten aber, dass die eigene Webcam kaputt ist.
• versuchen immer wieder sexuelle Themen anzusprechen, fragen wiederholt nach (potenziell auch harmlosen) Fotos oder geben dem Kind allgemein ein ungutes Gefühl.

Betroffene Kinder…

• wirken zunehmend traurig und in sich gekehrt, zeigen vermehrt Stimmungsschwankungen und/oder auffällige Verhaltensänderungen.
• verraten auf Nachfrage nichts über den Chat-Partner und wirken nervös oder werden defensiv, wenn man nach diesem fragt.
• wirken verstört oder verunsichert, nachdem sie aufs Handy geschaut haben.
• klagen vermehrt über körperliche Beschwerden wie Bauch- oder Kopfschmerzen.

Dies können - aber müssen nicht notwendigerweise – Anzeichen sein, dass das Kind Cybergrooming oder eine andere belastende Situation erlebt.

Das Thema Cybergrooming kann sehr belastend sein und es ist wichtig, damit sensibel umzugehen. Da es Kindern peinlich sein kann, was sie erlebt haben, oder sie wohlmöglich Angst haben, dafür bestraft zu werden, ist es wichtig, dass man bei Warnsignalen ein ruhiges Gespräch mit dem Kind sucht. Dabei sollte offen und verständnisvoll miteinander gesprochen und Schuldzuweisungen oder Verurteilungen vermieden werden.

ZEBRA: Einen Verdacht auf Cybergrooming kannst du ganz einfach über dieses Meldeformular melden. Nachdem du das Formular auf unserer Webseite ausgefüllt hast, prüfen wir deine Angaben und leiten sie, wenn Cybergrooming vorliegt, an die Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime Nordrhein-Westfalen (ZAC NRW) weiter. Die ZAC NRW ist die Ansprechstelle des Bundeslandes NRW für Straftaten, die im Internet begangen werden.

Wenn du dir unsicher bist oder Unterstützung beim Ausfüllen brauchst, melde dich gerne direkt über den Chat bei uns.

Die Polizei: Wenn du dir sicher bist, dass du von Cybergrooming betroffen bist, kannst du auch direkt zur Polizei gehen. Denn Cybergrooming ist nach § 176a und 176b StGB strafbar und kann zur Anzeige gebracht werden. Dafür sind Beweise zwingend notwendig, die du vorher unbedingt sichern solltest, zum Beispiel indem du Screenshots von den belästigenden Nachrichten machst. Seit Januar 2020 ist sogar der Versuch unter bestimmten Voraussetzungen strafbar.

Das Hilfetelefon Sexueller Missbrauch: Unter 0800 22 55 530 kann sich jede und jeder kostenlos, vertraulich und anonym von psychologisch und pädagogisch ausgebildeten Fachkräften mit langjähriger Erfahrung im Umgang mit sexueller Gewalt an Mädchen und Jungen beraten lassen.

Die Nummer gegen Kummer: Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene finden bei der Nummer gegen Kummer kompetente und ausgebildete Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner, die unter anderem zu den Themen sexueller Missbrauch und Cybergrooming beraten.