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Was sind Hate Raids?

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Antwort:

Hate Raids sind geplante Angriffe bei denen entweder Bots oder eine Gruppe von Personen gezielt Accounts von Live-Streamerinnen und -Streamern attackieren. Dabei wird der Chat des Livestreams mit hassschürenden Nachrichten geflutet, um der streamenden Person zu schaden.

Insbesondere auf der Live-Streaming-Plattform Twitch, aber auch auf anderen Social-Media-Kanälen die Live-Streaming anbieten, wie zum Beispiel Instagram, Youtube oder TikTok, finden immer wieder sogenannte Hate Raids („Hass-Überfälle“) statt.

Was passiert bei einem Hate Raid?

Dabei werden die laufenden Streams gezielt sabotiert, indem entweder programmierte Profile oder menschliche Gruppierungen regelrecht in den Chat einfallen und ihnen damit bewusst zu schaden. Flutartig werden diese dann mit beleidigenden Nachrichten bombardiert – nicht selten fallen dabei auch rechtsradikale, sexistische und menschenverachtende Äußerungen.

Äußerungen dieser Art fallen meist unter den Begriff der Hassrede und sind in den meisten Fällen strafbar. Was genau rechtlich unter Hassrede zu verstehen ist, ist in diesem Beitrag zusammengefasst: Was ist Hassrede? - ZEBRA (fragzebra.de).

Es besteht die Möglichkeit, Hassrede bei der jeweiligen Plattform oder der Landesanstalt für Medien NRW zu melden. Solltest du Hassrede anzeigen wollen, reicht es nicht aus, den Vorfall über die jeweilige Plattform zu melden. In dem Fall solltest du dich an die Landesanstalt für Medien NRW oder die Polizei wenden. Das Formular, um Hassrede bei der Landesanstalt für Medien NRW zu melden befindet sich hier: https://www.medienanstalt-nrw.de/beschwerde.

Welche Ziele verfolgen Hate Raids?

Hate Raids verfolgen unterschiedliche Ziele. Häufig geht es darum, die jeweilige Streamerin oder den Streamer aus dem Konzept zu bringen und schlussendlich dazu zu bewegen, den Stream zu beenden. Oft wird dabei auch vehement und mit viel Druck versucht den Klarnamen und den Wohnort der streamenden Person in Erfahrung zu bringen, um sie noch persönlicher bedrohen zu können.

Nicht selten reichen diese Attacken auch über den Stream hinaus und erstrecken sich über Social Media-Profile und Discord-Server. Dort werden dann weitere Hassnachrichten und zum Teil auch verbotene Inhalte gepostet, um der jeweiligen Person noch weiter zu schaden und sie unter Druck zu setzen.

In besonders heftigen Fällen werden dann, nach Erlangen der Klardaten, dutzende Essensbestellungen auf den Namen der Streamerinnen und Streamer zu ihnen nach Hause bestellt oder Polizei- und Feuerwehreinsätze beim sogenannten Swatting eingeleitet.

Wer ist von Hate Raids betroffen?

Hate Raids können grundsätzlich jede Nutzerin und jeden Nutzer betreffen, der sich auf Streaming-Plattformen öffentlich präsentiert. Unabhängig vom Alter, Geschlecht, Herkunft oder Interessen können sie jeden treffen.

Oft sind Personen betroffen, die durch ihre Inhalte und Meinungen eine größere Aufmerksamkeit erzeugen und dadurch mehr Angriffsfläche bieten. Allerdings sind statistisch gesehen Streamerinnen und Streamer mit eher geringen Followerzahlen häufiger Opfer von Hate Raids als jene mit einer größeren Reichweite.

Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass jeder potenziell von Hate Raids betroffen sein kann, unabhängig von seinem Bekanntheitsgrad. Statistiken zufolge sind Streamer häufiger von Hate Raids betroffen als Streamerinnen. Ebenso trifft es öfter jüngere Menschen als ältere.

Gibt es eine Ursache für Hate Raids?

Hate Raids können mit den unterschiedlichsten Hintergründen entstehen, weshalb eine genaue Ursache häufig im Einzelfall gesucht wird. Einige Gründe scheinen sich jedoch zu häufen.

Beispielsweise ist die Anonymität im Internet, die Täterinnen und Tätern ermöglicht, Hasskommentare und Angriffe ohne persönliche Konsequenzen zu veröffentlichen und die dadurch generierte Aufmerksamkeit größere Faktoren. Dabei suchen die Täterinnen und Täter bewusst Konfrontationen und greifen Streamerinnen und Streamer an, um im Online-Raum Aufmerksamkeit zu erregen und auf bestimmte Dinge zu lenken. Spaß daran anderen zu schaden und Machtausübung spielen dabei häufig ebenfalls eine Rolle.

Ein weiterer Grund ist der Ausdruck von Frustration oder Wut, bei dem einige Personen Hate Raids nutzen, um ihre eigene Unzufriedenheit oder politische Ansichten auszudrücken. Intoleranz und Vorurteile spielen ebenfalls eine Rolle, da einige Täterinnen und Täter Hate Raids nutzen, um gegen bestimmte Gruppen Vorurteile zu zeigen.

Was können Betroffene dagegen unternehmen?

Streamerinnen und Streamer können sich mit entsprechenden Einstellungen und Maßnahmen vor eventuellen Hate Raids schützen, indem sie:

  • Einstellungen der Plattform nutzen, um nur bestimmte Nutzergruppen in den Stream zu lassen
  • Tools verwenden, um nur Nutzerinnen und Nutzer zuzulassen, die sich durch eine E-Mail-Adresse oder Telefonnummer verifizieren
  • Spamschutz der jeweiligen Plattform, sofern vorhanden, aktivieren
  • Öffentlich auffindbare persönliche Daten löschen oder gar nicht erst preisgeben
  • Auffällige Nutzerinnen und Nutzer aus ihrem Stream bannen und blockieren

Einige weitere Tipps, wie Betroffene sich insbesondere in heftigen Fällen verhalten und schützen können, hat der Verein TeamKompass e.V. in diesem Beitrag zusammengetragen: Hate-Raids - Wie verhalte ich mich? - TeamKompass

Welche Vorkehrungen treffen die Plattformen?

Auch Twitch selbst entwickelt stetig weitere Maßnahmen, um gegen Hate Raids vorzubeugen und mit gezielten Sicherheitsmaßnahmen gegen sie vorzugehen. So wurde beispielsweise nach einer signifikanten Häufung von Hate Raids die plattforminterne KI zur Erkennung von Bots verstärkt, um Botattacken frühzeitiger blockieren zu können. Ebenso wurden Textfilter verbessert, um Nachrichten mit Hassrede proaktiv zu unterdrücken.

Auch die Meldefunktion und die kanalbetreffenden Nutzungseinstellungen wurden überarbeitet, sodass Nutzerinnen und Nutzer selbst besser gegen Hate Raids und Hassrede vorgehen können. Auch andere Plattformen, wie Instagram oder YouTube bieten diverse Melde- und Einstellungsmöglichkeiten, mit denen sich Streamerinnen und Streamer schützen können.

Betroffene von Hate Raids sollten sich, insbesondere wenn es zu ernsthaften Bedrohungen kommt, an die Polizei wenden.

Weitere Informationen und Hilfsangebote zum Thema gibt es hier:

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