Live-Streaming-Plattformen sind ein wesentlicher Bestandteil der Mediennutzung bei Jugendlichen. Die verschiedenen Plattformen wie Twitch, Kick, YouTube Live, TikTok Live und Instagram Live unterscheiden sich dabei in ihren Funktionen, dem Angebot an Inhalten, den Moderationspraktiken und den Regelungen für erlaubte und verbotene Inhalte.
Twitch gehört seit 2014 zu Amazon, ist sehr beliebt und vor allem für Gaming-Streams bekannt. Es finden sich dort aber beispielsweise auch sogenannte „IRL-Streams“ (deutsch: 'im echten Leben'), sportliche und kreative Kategorien bis hin zu problematischen Inhalten wie Glücksspiel.
Zwar verbietet Twitch seit 2022 nicht lizenzierte Glücksspiele wie Spielautomaten oder Roulette, Streams mit Sportwetten oder Poker sind aber weiterhin erlaubt. Hassrede, Belästigung, Gewalt, Nacktheit und illegale Aktivitäten sind verboten. Twitch setzt dabei auf ein zeitlich gestaffeltes Moderationssystem, das bedeutet, dass Verstöße gegen die Community-Regeln je nach Schwere unterschiedlich lange gespeichert und sanktioniert werden. Besonders gravierende Verstöße können zu dauerhaften Sperren führen.
Streamer können durch Abzeichen und Emotes eine enge Bindung zu ihrer Community aufbauen. Diese Elemente dienen als sichtbare Symbole im Chat des Streams und zeigen an, wie lange jemand einen Kanal unterstützt oder welchen Status er innerhalb der Community (beispielsweise Abonnentinnen und Abonnenten, Moderatorinnen und Moderatoren oder VIPs) hat.
Treueabzeichen belohnen Abonnentinnen und Abonnenten für ihre anhaltende Unterstützung – etwa ein spezielles Abzeichen nach einem Monat, weitere bei 3, 6 oder 12 Monaten Abo-Zugehörigkeit. Emotes sind personalisierte kleine Grafiken oder Icons, die nur Abonnenten eines Kanals verwenden können. Das motiviert Zuschauende, länger bei einem Kanal zu bleiben und schafft ein Gefühl von Exklusivität und Gemeinschaft.
Die Plattform bietet außerdem umfangreiche Möglichkeiten zur Monetarisierung, etwa durch Abonnements, Spenden und Werbung.
Kick ist dagegen für seine lockere Moderation bekannt. Kick gehört der Firma Kick Streaming Pty Ltd., die wiederrum der Easygo Entertainment Pty Ltd. gehört, welche im Besitz von den Gründern des auf Kryptowährung basierenden Online-Casinos Stake.com ist.
Die Plattform erlaubt zum Beispiel Glücksspiel-Streams, darunter auch Slots und Roulette, sofern die Betreiber eine Altersverifikation anbieten. Inhalte wie Hassrede oder Urheberrechtsverletzungen sind zwar ebenfalls verboten, die Moderation ist aber vergleichsweise nachlässig. Dadurch etablierte sich Kick als Anlaufstelle für Streamer, die auf Twitch sanktioniert wurden. Streamerinnen und Streamer profitieren zudem von einer attraktiven Umsatzbeteiligung von 95 Prozent.
YouTube gehört Alphabet Inc., der Muttergesellschaft von Google und punktet mit einer riesigen Nutzerbasis und einer Mischung aus Live- und On-Demand-Inhalten. Die erlaubten Themen sind sehr breit gefächert, von Bildung über Gaming und Events bis zu Sportereignissen. Die Plattform nutzt eine Kombination aus algorithmischer und manueller Moderation, unterstützt durch ein Content-ID-System zum Schutz von Urheberrechten. YouTube bietet zudem exklusive „Members-only“-Streams für zahlende Abonnenten an.
TikTok Live richtet sich vor allem an jüngere Nutzerinnen und Nutzer. Live-Streams sind auf meist spontane, unterhaltsame Kurzformate ausgelegt. Die Plattform setzt stark auf algorithmische Moderation und Community-Moderatoren, die Inhalte kontrollieren und positive Interaktionen fördern sollen. Live-Streams dürfen dort erst ab 18 Jahren und nach Erreichen einer Mindestanzahl an Followern gestartet werden. TikTok gehört ByteDance, einem Unternehmen mit Sitz in China.
Instagram Live ist eng mit dem sozialen Netzwerk Instagram verknüpft und bietet vor allem Möglichkeiten für Lifestyle-, Event- und Influencer-Streams. Auch hier sind Gewalt, Hassrede, Nacktheit und illegale Handlungen verboten. Die Plattform bietet einfache Moderationswerkzeuge wie Kommentarfilter und die Option, Profile zu blockieren. Instagram Live setzt mehr auf spontane und kurze Live-Streams ohne große technische Ausstattung. Instagram gehört Meta Platforms, dem Unternehmen hinter Facebook.
Für Eltern und Fachkräfte ist dabei wichtig, dass alle Plattformen Mindestalter-Regelungen haben, die allerdings oft nicht konsequent technisch geprüft werden. Die Moderationspraktiken unterscheiden sich stark: Twitch und YouTube Live bieten vergleichsweise strenge und transparente Regeln, während Kick eine deutlich lockerere Kontrolle hat, was zu höheren Risiken führt. TikTok und Instagram sind besonders bei jungen Menschen beliebt und bieten einen leichter zugänglichen, aber weniger streng kontrollierten Raum.
Um Jugendliche gut zu schützen, sollten Eltern auf altersgerechte Nutzung achten, offene Gespräche über die Nutzung digitaler Medien führen, technische Jugendschutzeinstellungen nutzen und gemeinsam Medieninhalte konsumieren.
Gefahren, Chancen und weitere Tipps für Eltern gibt es in der kommenden Woche, es lohnt sich also, reinzuschauen!